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Lena Belkina: Classic Vienna
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CD-Rezension:

Lena Belkina:  Classic Vienna

Arienalbum, erschienen
im Juni 2017

Penzberg, 26. Nov. 2017

 

Bekannt wurde Lena Belkina bereits in jungen Jahren durch eine in vielen Ländern gezeigte Verfilmung von Rossinis Cenerentola. Sie stand in dieser Rolle wie auch als Rosina in „Il Barbiere di Siviglia“ und als Olga in Eugen Onegin schon auf zahlreichen bedeutenden Bühnen. Ich habe sie vor zweieinhalb Jahren als Dorabella in „Così fan tutte“ und ein Jahr später bei einem Liederabend live erlebt und mich über ihre begeisternde Bühnenpräsenz ebenso gefreut wie über ihre klangfarbenreiche Stimme, in der immer eine verborgene Leidenschaft glüht. Also war ich auch sehr neugierig auf die Juwelen der früheren Wiener Klassik, die sie auf dieser CD zum Erklingen bringt.

Bei der Gestaltung dieses Repertoires treten die Vorzüge und die Klangintensität der unverwechselbaren Stimme von Lena Belkina sehr deutlich in Erscheinung. Mit vollem, rundem Klang in der Tiefe, einer betörenden Mittellage und kristallklaren Spitzentönen gelingt es ihr, die Leidenschaft zu entfachen, die auch schon in den Opernmelodien der 18. Jahrhunderts steckt. Lyrisches wie Dramatisches gelingt ihr gleichermaßen. Sie schöpft in diesem Arienalbum ihre Möglichkeiten aus, kraftvoll, manchmal geradezu bedrohlich aufzutrumpfen und ebenso mit zartester Lyrik zu bezaubern. Niemals entsteht der Eindruck, dass sie virtuose Technik in den Vordergrund spielen möchte. Sie muss längst nicht mehr beweisen, dass sie singen kann, sondern versteht es, mit ihrem Ausdruckreichtum die Zuhörer auf eine Reise in faszinierende Klangwelten mitnehmen.

Drei Komponisten kommen auf dieser CD mit jeweils einer vom ORF Radio-Symphonierorchester Wien lebendig musizierten Ouvertüre und zwei bis drei Arien zu Gehör. Bei Mozart folgt nach der Ouvertüre zu Così fan tutte die wunderschön von der Klarinette umspielte Arie des Sesto "Parto, ma tu ben mio" aus La clemenza di Tito. Hier findet Lena Belkina für die im Zwiestreit liegenden Gefühle von Hass, Verzweiflung und Zärtlichkeit die passenden, ganz unterschiedlichen Klangfarben und dynamischen Schattierungen. Die Spannung dieses Ausdruckreichtums hält auch weiter an und erreicht in der Konzertarie Ch'io mi scordi di te?" im Zwiegespräch mit dem Soloklavier einen weiteren Höhepunkt.

Im Folgenden gelingen ihr auch mit den beiden Arien von Christoph Willibald Gluck intensive Stimmungsgemälde. Sie gestaltet als Orpheus ein stimmungsvolles Naturbild und wird anschließend als Helena von innerer Glut nahezu verzehrt. Auch bei Haydn beweist sie nochmals, dass sie friedvolle Idylle ebenso wie atemberaubende Dramatik gestalten kann. Ich wage die Prognose, dass diese ausdrucksstarke junge Künstlerin in der Opernwelt noch eine bedeutende Rolle spielen wird!

Die Produzenten der CD nahmen wohl an, dass bei einer so textverständlichen Sängerin im Begleitheft auf die Arientexte verzichtet werden kann. Für Leute, die so wie ich nur über bescheidene Italienischkenntnisse verfügen, wäre das aber dennoch hilfreich gewesen. Den guten Gesamteindruck dieses außergewöhnlichen Arienalbums schmälert das jedoch nicht!